Lebensmittelretter…

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Uns geht es einfach zu gut! Unsere Hirne sind durch Werbung geblendet. Ein Kartoffel darf keine Augen, Bananen dürfen keine braunen Flecken haben. Trockenes Brot ist ein NoGo, alles muß frisch und knackig aussehen. Schrumpelig geht gar nicht.

Zudem wertschätzen wir Nahrungsmittel viel zu wenig. Das macht sich auch an den Preisen dafür fest. Gaben wir 1950 in Deutschland noch knapp 50% unseres Einkommens für die Ernährung aus, liegen wir aktuell bei etwa 15%. Das Wegwerfen fällt uns dadurch sehr leicht…

Viele VerbraucherInnen kaufen unbedacht und somit einfach zu viele Lebensmittel ein. Zu Hause angekommen, verschwindet die Nahrung in Kellerregalen oder Kühlschränken. Taucht sie später wieder auf, ist das Haltbarkeitsdatum überschritten. Sie ist teils verschimmelt oder verdorben und landet in der Tonne.

In Deutschland entstanden im Jahr 2019 etwa 12.000.000 to Lebensmittelabfälle. 52% dieser Abfälle stammten dabei aus privaten Haushalten. Bei etwa 80.000.000 Einwohnern sind das etwa 75kg/Jahr. Bedenkt man, dass in vielen Teilen dieser Welt Hungersnöte herrschen und Menschen sterben, ist diese Tatsache wirklich unhaltbar.

Zudem ist vielen Verbrauchern unbekannt, dass Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) genau das bedeutet, was man liest. Ein Lebensmittel also mindestens haltbar bis zu einem abgedruckten Datum. Manche behandeln abgelaufene Nahrung allerdings so, als ob das Datum sicher tödlich ab bedeute. Bei Erreichen des MHD wird das Glas Senf, der Reis, der Jogurt, die TK-Pizza, die Konservendose (…) daher gedankenlos entsorgt.

Supermärkte dürfen abgelaufene Esswaren nicht an bedürftige Menschen abgeben. Diese Produkte müssen (!) in Müllbehälter verfrachtet werden. Für Lebensmittelreste aus dem Bereich der Gastronomie gilt gleiches. Bedienen sich allerdings Essensretter oder arme Menschen an den dafür vorgesehenen Abfallbehältern – containern genannt – ist das strafbar!

Ich finde es gut, das Retter, wie z.B. Carla Hinrichs, unterwegs sind, um uns aufzuwecken! Sie blockieren Autobahnausfahrten und unternehmen andere, spektakuläre Aktionen. Dabei begeben sie sich und andere u.U. in große Gefahr. Zeitungen berichteten jüngst darüber. Ãœber die Art und Weise dieses Protestes kann man sicher streiten – die Idee dahinter ist jedoch vollkommen richtig.

Es bleibt zu hoffen, dass Carla und ihre Mitstreiter durch die Aktionen Aufsehen erregen und einige Verbraucher motivieren, einmal über den eigenen Umgang mit Esswaren nachzudenken. Im Idealfall ändern sich dann ihre eingefahrenen Verhaltensmuster…

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