Beutel im Gesicht…

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Als ich davon im Radio hörte, konnte ich es nicht so richtig fassen: Ein weltweit gefeierter Choreograf drückt einer Kritikerin in einer Premierenpause einen umgestülpten Beutel mit Hundekot ins Gesicht. Heftig!!

Je mehr ich über den Fall höre und lese, wächst in mir etwas Verständnis über diese Aktion: Da fühlte jemand seine Arbeit durch jahrelange Kritik beschmutzt und beschmutzte nun seinerseits die Verfasserin dieser Kritiken.

Offenbar staute sich in einem langen Zeitraum immer mehr Frust über die Verrisse in der Presse von immer derselben Kritikerin auf. Dieser brach sich nun Bahn, als sich Kritikerin und Kritisierter im Foyer der Staatsoper Hannover ungewollt (?!) gegenüberstanden. Die Art und Weise dieser Retourkutsche, ist natürlich nicht akzeptabel.

Nach anfänglicher Weigerung, sich zu entschuldigen, äußerte sich der Kotbeuteldrücker nun doch dahingehend, dass die Mittel sicherlich nicht super waren. Dann ruderte er aber gleich wieder zurück und beschwerte sich über die jahrelange Kritik an seiner Arbeit.

Ich kann natürlich nachvollziehen, dass so etwas wurmt. Ich verstehe aber nicht, warum ein Gremium – sprich die Redaktion der FAZ – immer wieder Frau Hüster als Kritikerin auf Herrn Goeckes Werke ansetzte. Offenbar wertschätzte sie dessen Arbeit nicht und schrieb überwiegend negativ darüber. Das hatte vielleicht schon Methode…

Wenn jemand nun eine:n Künstler:in nicht mag und dauernd negativ über sie/ihn schreibt, wäre es für eine Redaktion angebracht, einmal jemand anderen aus dem Kreise ihrer Kritiker:innen zu einer bestimmten Premiere zu schicken. Denn dieses Gremium hat nach meinem Verständnis die Aufgabe, ausgewogen über Kukturschaffende zu berichten. Letztlich werden dadurch sowohl die eigenen Mitarbeiter, als auch Kritisierte ein Stück weit geschützt.

Ich sprach übrigens mit einer Bekannten, die bei der Premiere von „Glaube-Liebe-Hoffnung“ als Zuschauerin in der Staatsoper Hannover zugegen war. Während des Eklats weilte sie zwar nicht im Foyer, aber in einem Nebenraum. Sie bekam dabei Wortfetzen eines Streites mit und hörte auch das Schreien einer Frau. Sie dachte, dass es sich um eine Aktion zu dem gezeigten Stück handelte und die Zuschauer:innen auch in der Pause Denkanstöße dazu erhalten sollten. Der Rest der Veranstaltung lief daraufhin ganz normal ab. Nach dem Fall des Vorhangs gab es Applaus. Das Premierenteam und der Choreograf bedankten sich brav. Nichts deutete auf die Vorkommnisse in der Pause hin.

Mittlerweile trennte sich die Staatsoper von Marco Goecke. Der bestehende Vertrag wurde gekündigt. Man würde eine erneute Zusammenarbeit jedoch nicht kategorisch ausschließen – so der O-Ton.

Sehe ich die aktuellen Interviews mit Frau Hüster oder Herrn Goecke, kommen mir trotz allem Zweifel, ob die Aktion wirklich so verlief, wie wir es den Medien entnehmen durften. Ich könnte mir ebenso gut vorstellen, dass alles ein ausgeklügelter Werbegag war, um nach der langen Corona-Durststrecke, wieder Publikum in die Opernhäuser zu locken. Beim vermeintlichen Hundekot, hätte es sich auch um eine Nutella-Wurst handeln können…

Sollte diese Vermutung stimmen, hat es bei meiner Partnerin und mir auf jeden Fall geklappt: Wir wollen uns zeitnah das Stück „Glaube-Liebe-Hoffnung“ anschauen!

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