Der vergessene Haltepunkt…

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Es gibt ihn schon lange, diesen Haltepunkt. Man könnte auch sagen, diesen BAHNHOF. Sein Erbauer stellte ihn In den 1860‘er Jahren fertig – gemeinsam mit dem Welfenschloß – der Marienburg. Der Name des bedeutenden Architekten lautet Conrad-Wilhelm Haase. Ein hervorragender Baumeister seiner Zeit.

Der Bahnhof war der Ankunftsort, für die Burgdame Marie – die Gattin Georgs V. Der blinde, seinerzeit im österreichischen Exil lebende König, ließ die Marienburg nämlich für seine Liebste errichten und schenkte sie ihr. Bahnhof und Burg sind im Prinzip ein Ensemble.

Durch den mittlerweile Jahrzehnte währenden Leerstand des Bahnhofs, nahm seine Strahlkraft zwar etwas ab, aber viele kleine Details und vor allem der große Empfangssaal in der Mitte des Gebäudes haben von ihrem Charme kaum etwas verloren.

Dennoch will die Deutsche Bahn den denkmalgeschützten Bahnhof abreißen. Sie sieht keinen Nutzen mehr darin und stellte in den letzten Jahren bereits mehrere Abrissanträge. Diese wurden jedoch allesamt vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege abgelehnt.

Im Jahr 2007 gründete dann Heinz Krumland den Kultur- & Heimatverein Nordstemmen zur Rettung des Bahnhofs. Krumland fungierte hier auch als 1. Vorsitzender.

Später erfolgte die Ablösung Krumlands durch Hartmut Held. Unter dessen Führung gab es eine Vielzahl von Ideen und Konzepten für eine Nachnutzung. Es wurden Termine mit Bundestagsabgeordneten, Zeitungen oder dem NDR organisiert. Immer wieder war der Nordstemmer Haltepunkt in den Medien präsent.

Der Pixelbahnhof wurde ins Leben gerufen. Die Idee war, darüber Spendengelder für den Erhalt des Bahnhofs zu sammeln. Bei einem Straßenfest wurde das Bahnhofsgebäude von einem Künstler aus einem riesigen Sandhaufen maßstabgerecht nachgebildet. Auf Anfrage fanden im Bahnhof zudem immer wieder Führungen statt.

Vor Jahren gab es sogar einen Investor, der den Bahnhof erwerben und dort zunächst Arbeitslose als Handwerker qualifizieren wollte. Doch auch dieses Engagement wurde letztlich nicht belohnt. Die Übertragung der Bahnhofsimmobilie scheiterte schließlich daran, dass sich verschiedene Bahngesellschaften darüber nicht einigen konnten.

So sehr sich der Verein und dessen engagierter Vorstand auch mühte, das Gefühl fehlenden Rückhalts von Politik oder Bevölkerung hielt sich bis heute. Berichte in unterschiedlichen Medien änderten nichts daran. Der Bahnhof verfiel weiter.

Es gab das Gutachten eines renommierten Büros, dieses attestierte dem Bahnhof einen sehr guten Zustand – trotz seines Alters und der relativ hohen Frequenz durchfahrender Züge. Auch fand sich der Bahnhof in der Diplomarbeit einer Architektin wieder.

Der Bundestagsabgeordnete Bernhard Brinkmann organisierte mehrere runde Tische, an denen Vertreter von Kommune und DB AG teilnahmen. Immer wieder gab es Medientermine. Konzepte für eine Nachnutzung wurden aufgestellt. Die DB AG jedoch, ließ sich nicht erweichen. Sozusagen als letzter Versuch, den Bahnhof zu retten, wurden mehrere Montagsdemos veranstaltet. Aber auch hier schwand schließlich das Interesse.

Die Bahn allerdings, ließ sich natürlich nicht erweichen, sie spielt offenbar auf Zeit. In der Rückschau wirkten auch die Vertreter der polit. Gemeinde eher als Bremsklotz, denn als Beschleuniger. Vor wenigen Jahren dann, warf der Vorsitzende Held das Handtuch. Seitdem führt Rolf Müller den Verein als 1. Vorsitzender.

Nun endlich, nach mehrkähriger Stagnation, macht sich mit Volker Senftleben aus Eime ein Lanstagsabgeordneter für den Bahnhof stark und lädt seinen Parteifreund Stefan Weil nach Nordstemmen ein. Auch Regionalpolitiker und diverse Nordstemmener Bürger wollen den MP sehen.

Nach einführenden Worten von Volker Senftleben, dem aktuellen 1. Vorsitzenden des Kultur- und Heimatvereins Rolf Müller, von Bürgermeister Pallenthin und dem Betreiber der Marienburg von Schöning, ergreift schließlich MP Weil das Wort. Viele meinen herauszuhören, dass er sich tatsächlich für den Bahnhof stark machen wird. Seine sachliche Unaufgeregtheit sowie sein ehrliches Bedauern über den langsamen Verfall des Gebäudes unterstreichen diesen Eindruck.

Wie schon so oft in der Vergangenheit, bleibt denen, die den Bahnhof erhalten wollen, nichts anderes übrig, als zu warten. Wie heißt es doch so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Die Resonanz zum Besuch des MP zeigte, dass der Bahnhof in Nordstemmen wohl doch noch einen gewissen Stellenwert besitzt. Das hat Herr Weil auf jeden Fall auch so wahrgenommen.

Nach den Redebeiträgen, setzte sich Herr Weil durch den Tunnel hindurch noch mit einer kleineren Gruppe In Richtung Bahnhof in Bewegung. Dieser konnte dann leider nur von außen (!) in Augenschein genommen werden. Die DB AG brachte es trotz vorheriger Sprache nicht fertig, den Schlüssel für das Eingangsportal pünktlich nach Nordstemmen zu schaffen. Dieser Umstand lässt tief blicken, man erkennt genau den Stellenwert, den Bahnhof und Herr Weil bei der DB AG besitzen…

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