Wohin driften die USA?

(283)

Man möchte den Vereinigten Staaten fast gratulieren: Endlich wenden sie sich von Europa ab – ein nachvollziehbarer Schritt, wo wir uns doch der gefährlichen Freiheit hingeben, Menschen sprechen, denken und sogar gendern zu lassen.

Während wir uns mit solchen Zumutungen herumschlagen, zeigt Washington erfreuliche Entschlossenheit: Die Nationalgarde marschiert in missliebige Städte ein, und Elite-Universitäten werden von ihrer unbotmäßigen internationalen Ausrichtung „befreit“. Ordnungspolitik und Bildungsreform in schönster Harmonie.

Auch die amerikanischen „Friedensbemühungen“ wirken wohltuend pragmatisch. Mitgefühl ist ja ohnehin überschätzt. Das Recht des Stärkeren lässt sich wesentlich effizienter verwalten, wenn man Außenpolitik als geschäftliches Arrangement versteht.

Besonders eindrucksvoll ist allerdings die transatlantische Sympathiebekundung gegenüber der AfD. Ein politischer Flirt, der offenbar zeigt, wie modern man in Washington die Rückkehr zu altmodischer Strenge findet. Endlich einmal eine Regierung, die keine falsche Scheu hat, Bewunderung dorthin zu richten, wo sie nach eigener Überzeugung hingehört.

Und mitten in all diesem geopolitischen Glanz verweigert sich der ukrainische Präsident hartnäckig dem vorgeschlagenen „Frieden“. Und das, obwohl am Großen Tisch im Kreml so selbstlos verhandelt wurde. Ein Hauch Dankbarkeit wäre da wirklich nicht zu viel verlangt.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert